Ayaka Terajima
Spacey Clay
4 July – 6 September, 2025OPENING 3 July | 6–9 pm
In ihrer ersten Einzelausstellung Spacey Clay in der Galerie nouveaux deuxdeux entfalten Ayaka Terajimas neue Skulpturen und Papierarbeiten einen vielschichtigen Dialog. Spirituelle Symbole, mythologische Archetypen und eine kritische Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Konsumkultur verweben sich zu einem ebenso poetischen wie politischen Gefüge. Ihre Arbeiten verbinden Abstraktion mit Figuration und gewinnen durch die leuchtende Farbigkeit zusätzlich an Präsenz – insbesondere durch den Einsatz von Supermarktwerbung als Trägermaterial, das erstmals eine neue konzeptionelle Ebene in ihre Papierarbeiten einführt.
Einwegverpackungen bleiben ein zentrales Element ihrer skulpturalen Praxis. Mit ihnen schafft Terajima nicht nur Textur und Struktur, sondern nutzt deren Ästhetik auch als konzeptuelle Brücke: Sie verbindet Konsum, Wegwerfgesellschaft und ökologische Fragilität mit grundlegenden Fragen nach Identität, Transformation und dem Heiligen.
Im Zentrum von Terajimas künstlerischem Ansatz steht eine sich stetig wandelnde Erzählung. Ihre Figuren sind zugleich Gefäße – Wesen, die zwischen Zeiten und Daseinsformen schweben. Sie erscheinen uralt und futuristisch, spirituell und industriell zugleich. Diese Ambivalenz ist grundlegend für ihre Reflexion über Materialität und Metamorphose. In ihren aktuellen Arbeiten vertieft Terajima diesen Ansatz, indem sie „die Beziehung zwischen dem Mond und uns“ untersucht – und dabei kosmologische Modelle heranzieht, die Körperliches und Metaphysisches miteinander in Beziehung setzen.
Der Mond, seit jeher Symbol für Regeneration und zyklische Erneuerung, bildet das Fundament ihrer Auseinandersetzung mit körperlichen Rhythmen und kosmischer Ordnung. Der griechische Arzt und Philosoph Hippokrates warnte vor Eingriffen an mondassoziierten Körperteilen während bestimmter Mondphasen und verweist auf einen tief verwurzelten Glauben an den spirituellen und physiologischen Einfluss des Mondes. Terajima verwischt in ihrer Arbeit die Grenze zwischen antiker Kosmologie und zeitgenössischem Bewusstsein – und sucht nach einer neuen Synchronität zwischen menschlichem Körper und Himmelsmechanik.
Zentral für dieses konzeptuelle Gefüge sind die sogenannten Doki-Figuren – kunstvoll verzierte, unglasierte Keramiken, inspiriert von der japanischen Jōmon-Zeit. Terajima greift diese archaischen Formen auf, um Skulpturen zu schaffen, die traditionelles Handwerk mit gegenwärtigen Fragestellungen und kulturellen Kontexten verbinden. Ihre Verwendung von Gussformen, die aus industriell hergestellten Lebensmittelverpackungen stammen, verleiht den Arbeiten eine Ironie, die zugleich die Logiken des Konsums kritisiert und neu interpretiert. Trotz ihrer industriellen Anklänge bewahren die Skulpturen eine handwerkliche Haptik, die eine materialisierte Intimität betont und sich jeder vollständigen Kommerzialisierung widersetzt.
Terajimas visuelle Sprache schöpft aus vielfältigen Disziplinen – Archäologie, Physik, Folklore, Anthropologie und Astronomie – und formt daraus ein Symbolsystem, das sich auf Gottheiten, Yōkai (japanische Geisterwesen) und mythische Tiere bezieht. Ihre Figuren verhandeln Spannungen zwischen Künstlichem und Organischem, Spirituellem und Konsumkultur. Elemente industrieller Esskultur – etwa Texturen, die an Süßwaren oder Snackverpackungen erinnern – werden zu Metaphern für spirituelle und materielle Aufnahme. Konsum wird hier als Spiegel der Identitätsbildung und als Ort des Begehrens dargestellt – der Körper wird sowohl zum Medium als auch zum Raum der Transformation.
In dieser Kosmologie wird der Körper zum Gefäß – durchlässig, wandelbar, symbolisch aufgeladen. Die Öffnungen ihrer Skulpturen verweisen auf mögliche Inhalte: Erinnerung? Essenz? Eine verborgene Spiritualität? Terajimas Figuren verhandeln das Spannungsfeld von Begrenzung und Offenheit und thematisieren Sichtbarkeit, Gegenseitigkeit und Anerkennung: „I looked up and she looked at me“ – dieser Moment des Blickwechsels wird zur poetischen Geste der Verbundenheit: zugleich göttlich und zutiefst menschlich. Anatomische Details wie Beine, Füße oder eingravierte Glyphen verankern diese Gestalten in der physischen Welt und verbinden den Körper mit den Zyklen des Himmels.Der Mond wird dabei nicht nur zum Motiv, sondern zur Metapher zyklischer Wiedergeburt – eine himmlische Kraft, die Gezeiten, Fruchtbarkeit, Emotionen und spirituelle Erneuerung beeinflusst.
Für Terajima ist der Mond ein Kontinuum, das Mythos und Materie, Vergangenheit und Gegenwart, Ritual und Wiederholung miteinander verbindet. Aus dieser Perspektive heraus entwickelt sie eine zeitgenössische Mythologie: eine Vision spiritueller Regeneration und ökologischen Bewusstseins, die in den verflochtenen Sprachen von Konsumkultur, traditionellem Handwerk und Kosmos ihren Ausdruck findet.
Ihr Werk sucht nicht die Rückkehr zu einem Ursprung, sondern formuliert eine neue Vorstellung materieller Existenz – als dynamisches Spannungsfeld zwischen Industrie und Unendlichkeit.
Einwegverpackungen bleiben ein zentrales Element ihrer skulpturalen Praxis. Mit ihnen schafft Terajima nicht nur Textur und Struktur, sondern nutzt deren Ästhetik auch als konzeptuelle Brücke: Sie verbindet Konsum, Wegwerfgesellschaft und ökologische Fragilität mit grundlegenden Fragen nach Identität, Transformation und dem Heiligen.
Im Zentrum von Terajimas künstlerischem Ansatz steht eine sich stetig wandelnde Erzählung. Ihre Figuren sind zugleich Gefäße – Wesen, die zwischen Zeiten und Daseinsformen schweben. Sie erscheinen uralt und futuristisch, spirituell und industriell zugleich. Diese Ambivalenz ist grundlegend für ihre Reflexion über Materialität und Metamorphose. In ihren aktuellen Arbeiten vertieft Terajima diesen Ansatz, indem sie „die Beziehung zwischen dem Mond und uns“ untersucht – und dabei kosmologische Modelle heranzieht, die Körperliches und Metaphysisches miteinander in Beziehung setzen.
Der Mond, seit jeher Symbol für Regeneration und zyklische Erneuerung, bildet das Fundament ihrer Auseinandersetzung mit körperlichen Rhythmen und kosmischer Ordnung. Der griechische Arzt und Philosoph Hippokrates warnte vor Eingriffen an mondassoziierten Körperteilen während bestimmter Mondphasen und verweist auf einen tief verwurzelten Glauben an den spirituellen und physiologischen Einfluss des Mondes. Terajima verwischt in ihrer Arbeit die Grenze zwischen antiker Kosmologie und zeitgenössischem Bewusstsein – und sucht nach einer neuen Synchronität zwischen menschlichem Körper und Himmelsmechanik.
Zentral für dieses konzeptuelle Gefüge sind die sogenannten Doki-Figuren – kunstvoll verzierte, unglasierte Keramiken, inspiriert von der japanischen Jōmon-Zeit. Terajima greift diese archaischen Formen auf, um Skulpturen zu schaffen, die traditionelles Handwerk mit gegenwärtigen Fragestellungen und kulturellen Kontexten verbinden. Ihre Verwendung von Gussformen, die aus industriell hergestellten Lebensmittelverpackungen stammen, verleiht den Arbeiten eine Ironie, die zugleich die Logiken des Konsums kritisiert und neu interpretiert. Trotz ihrer industriellen Anklänge bewahren die Skulpturen eine handwerkliche Haptik, die eine materialisierte Intimität betont und sich jeder vollständigen Kommerzialisierung widersetzt.
Terajimas visuelle Sprache schöpft aus vielfältigen Disziplinen – Archäologie, Physik, Folklore, Anthropologie und Astronomie – und formt daraus ein Symbolsystem, das sich auf Gottheiten, Yōkai (japanische Geisterwesen) und mythische Tiere bezieht. Ihre Figuren verhandeln Spannungen zwischen Künstlichem und Organischem, Spirituellem und Konsumkultur. Elemente industrieller Esskultur – etwa Texturen, die an Süßwaren oder Snackverpackungen erinnern – werden zu Metaphern für spirituelle und materielle Aufnahme. Konsum wird hier als Spiegel der Identitätsbildung und als Ort des Begehrens dargestellt – der Körper wird sowohl zum Medium als auch zum Raum der Transformation.
In dieser Kosmologie wird der Körper zum Gefäß – durchlässig, wandelbar, symbolisch aufgeladen. Die Öffnungen ihrer Skulpturen verweisen auf mögliche Inhalte: Erinnerung? Essenz? Eine verborgene Spiritualität? Terajimas Figuren verhandeln das Spannungsfeld von Begrenzung und Offenheit und thematisieren Sichtbarkeit, Gegenseitigkeit und Anerkennung: „I looked up and she looked at me“ – dieser Moment des Blickwechsels wird zur poetischen Geste der Verbundenheit: zugleich göttlich und zutiefst menschlich. Anatomische Details wie Beine, Füße oder eingravierte Glyphen verankern diese Gestalten in der physischen Welt und verbinden den Körper mit den Zyklen des Himmels.Der Mond wird dabei nicht nur zum Motiv, sondern zur Metapher zyklischer Wiedergeburt – eine himmlische Kraft, die Gezeiten, Fruchtbarkeit, Emotionen und spirituelle Erneuerung beeinflusst.
Für Terajima ist der Mond ein Kontinuum, das Mythos und Materie, Vergangenheit und Gegenwart, Ritual und Wiederholung miteinander verbindet. Aus dieser Perspektive heraus entwickelt sie eine zeitgenössische Mythologie: eine Vision spiritueller Regeneration und ökologischen Bewusstseins, die in den verflochtenen Sprachen von Konsumkultur, traditionellem Handwerk und Kosmos ihren Ausdruck findet.
Ihr Werk sucht nicht die Rückkehr zu einem Ursprung, sondern formuliert eine neue Vorstellung materieller Existenz – als dynamisches Spannungsfeld zwischen Industrie und Unendlichkeit.
- Text von Heike Dempster